Impulse 17.01.2021

2. Sonntag nach Epiphanias

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde!

10 Monate nun schon im Ausnahmezustand. Ein Ende nicht in Sicht. Bei steigenden Fallzahlen und Todesfällen, ansteckenderen Virusmutationen scheinen schärfere Maßnahmen im Lockdown unabwendbar.

Ein abgewählter Präsident, der von Wahlbetrug spricht, damit die Stimmung aufheizt und sich dann aus jeder Verantwortung herausziehen will, seine gewaltbereiten Anhänger, die nicht an die Niederlage ihres Idols glauben, aufmarschieren mit Kreuzen und Fahnen - „Trump 2020“ und „Jesus rettet“- die, bevor sie das Capitol stürmen noch ein Gebet sprechen, betende Kongressabgeordnete, verbarrikadiert auf der anderen Seite, um sich vor diesem Mob zu schützen.

Wir könnten die Reihe der Schlagzeilen der letzten Tage gemeinsam wohl endlos fortsetzen und uns gegenseitig bestätigen: Das ist eine verrückte Welt. Eine Welt bis zur Erschöpfung anstrengend, hohl und leer. Manchmal saß ich in den letzten Tagen wie das Kaninchen vor der Schlange gebannt vor meinem Bildschirm und konnte nicht aufhören die Nachrichten zu verfolgen. Ich merke, das tut auf Dauer nicht gut. Das führt zum Dauerstress. Energien fließen ab. Und der Ärger darüber, was im Namen Gottes alles veranstaltet wird schlägt mir auf den Magen.

Der Predigttext für den morgigen Sonntag stellt dem ein Bild gesunder Fülle und überfließender Lebendigkeit gegenüber. Im Johannesevangelium füllt Jesus auf einer Hochzeitsfeier die leer getrunkenen Krüge mit neuem Wein. Das Fest kann weitergehen. Das ist das erste Zeichen, mit dem sein Wirken beginnt und sich Gottes Herrlichkeit zeigt. 

Gerade in der Leere und Erschöpfung spricht mich dieses Bild an, ähnlich wie der Weinstock, der seine Reben mit allem versorgt, was sie lebendig erhält (Joh.15). Wenn wir uns nach dieser Lebendigkeit sehnen, nach neuer Energie, neuer Kraft, neuer Hoffnung, dann ist es tröstlich zu wissen: wir müssen sie nicht herstellen. Das können wir gar nicht. All das ist schon da - sprudelt vielleicht noch nicht in mir, aber ist bereits lebendig. Das beruhigt mich. Das nimmt mir auch eine Last von den Schultern.

Ich kann Pausen einlegen auch vom Medienkonsum, Leere spüren ohne zu erschrecken, die Füße stillhalten, ruhig warten in der Gewissheit: das wird schon. Da ist ja noch ein anderer. Der hält das aus. Der wird mich schon wieder in Bewegung setzen. Aber erst dann, wenn es Zeit ist. Wenn es in dieser Auszeit das Bedürfnis gibt etwas abzulegen, dann ist ein Gebet ein gutes Mittel. Was ich ohnehin nicht halten kann, ist in höheren Händen gut aufgehoben. Ein Vorschlag dazu finden Sie, findet ihr im Anhang.

Ich wünsche uns, dass wir solche Zeiten für uns und Räume in uns finden, die uns Ruhe gebe - heilige Orte, die uns schützen, um diese herausfordernden Zeiten gut zu durchstehen

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen für einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche auch von Christoph Seitz

Ihre/eure Elke Kirchhoff-Müller 

 

Wochenspruch: Das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesu Christus geworden. (Joh.1, 17)  

 

Predigttext für den 2. Sonntag nach Epiphanias

Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

(Johannes 2,1-11)

Gebet

Wo du erscheinst, Gott,
wird das Leben zu einem Fest.
Wasser wird zu Wein.
Sorge wird zur Zuversicht.
Was uns niederdrückt, bricht auf.

Erscheine, Gott,
allen, die sich fremd sind,
Gefangene in überzogenen Erwartungen an sich selbst
oder in quälenden Zweifeln,
Getriebene von den Ansprüchen anderer
oder von der Sorge, zu kurz zu kommen.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Erscheine, Gott,
allen, die Angst haben,
Angst vor dem Leben und Angst vor dem Sterben,
Angst vor der eigenen Freiheit und Angst vor der Wahrheit.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Erscheine, Gott,
allen Kranken und Sterbenden,
allen, die in Unfrieden auf ihr Ende sehen,
die sich nicht fallen lasse können in deine lebendige Gegenwart,
allen Verbitterten.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Erscheine, Gott,
allen, die Gewalt erleiden
die bevormundet werden und bedroht und verfolgt.
Erscheine allen,
die von Gewalt und Allmacht träumen,
die sich über andere stellen und meinen,
über Tod und Leben, über Wahrheit und Lüge befinden zu können.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Erscheine, Gott,
allen, die um Tote trauern,
allen Kindern,
die keine Geborgenheit kennen,
allen, denen die Lebensperspektiven schwinden
und die neue Wege vor ihnen noch nicht erkennen.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Erscheine, Gott,
allen, die über ihre eigenen Grenzen nicht hinausschauen können,
die nicht spürenn, wie Du uns liebst und trägst,
uns in die Weite führst,
wie du uns birgst in einer Freude,
die höher ist als alles, was wir verstehen können.
Wir feiern mit dir das Leben und bitten:

Gib Gnade um Gnade.

Wo du erscheinst, Gott,
wird das Leben zu einem Fest.
Du gibst uns mehr, als wir wünschen und hoffen können,
Gnade um Gnade,
jeden Morgen, jede Nacht, jeden Tag.
Amen.

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